
Trotz guter Konjunktur gibt es Unsicherheiten im Handwerk für das Jahr 2022.Aussicht mit Vorsicht
Die anhaltende Corona-Pandemie beeinträchtigt die Erwartungen des Handwerks für das neue Jahr. „Auch wenn die Konsumfreude der Verbraucher im Jahr 2022 stabil bleiben dürfte, so steigt angesichts der offenbar deutlich ansteckenderen Omikron-Variante die Sorge vor erneuten Einschränkungen“, sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Das Infektionsgeschehen berge zudem das Risiko verstärkter Personalausfälle, was sich für Handwerkskunden negativ auf die Wartezeiten und Auftragsabwicklung auswirken könne. Auch die Störungen in den weltweiten Lieferketten dürften nach Ansicht Sudmeyers noch weit in das Jahr 2022 anhalten. „Eine hohe Nachfrage nach Handwerksprodukten und -leistungen trifft damit weiterhin auf ein beschränktes Angebot an Materialien, Rohstoffen und Fachkräften“, befürchtet er. Hinzu kämen die steigenden Energiepreise. „Die Aussichten im Handwerk für 2022 sind daher von großer Unsicherheit geprägt.“ Trotz dieser Bedenken sieht Sudmeyer aber auch hoffnungsvolle Zeichen: „Für 2022 rechnen wir mit dreieinhalb Prozent Umsatzentwicklung.“ Außerdem sei damit zu rechnen, dass die Bauinvestitionen weiter zulegen werden, insbesondere im Wohnungsbau. „Gerade im Bau- und Ausbauhandwerk sowie in vielen anderen Gewerken hat sich die Konjunktur im Jahresverlauf deutlich erholt, sodass wir davon ausgehen, dass sich dieser positive Trend auch im neuen Jahr fortsetzen wird.“ In einigen Gewerken wie den Friseuren und Kosmetikern sowie den Nahrungsmittelhandwerken mit ihren Imbiss- und Café-Bereichen seien Rückschläge jedoch nicht auszuschließen. Ein weiterer Engpass im Handwerk bleibt die Personalgewinnung: In der Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer meldeten 43 Prozent der befragten Betriebe offene Stellen; in der Vorjahresbefragung waren es 31 Prozent. Die Zahl der neueingetragenen Lehrverhältnisse im Handwerk ist gegenüber dem ersten Corona-Jahr zwar wieder gestiegen, wird aber noch nicht das Vor-Krisen-Niveau erreichen. „Wir haben bei der Beschäftigtenentwicklung im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um zwei Prozent zu verzeichnen“, erklärt Sudmeyer. Der Fachkräftebedarf ist weiter ein Thema, dass das Handwerk auch im kommenden Jahr beschäftigen wird.
Das sagen unsere Betriebe
André Plagemann, Team Plagemann GmbH aus Braunschweig
„Ich erwarte vom neuen Jahr, dass wir gute Azubis und fähige Monteure finden und weiterhin viele neue Kunden für uns gewinnen können. Ich habe mir vorgenommen, dass ich mir mehr Zeit für Social Media und die weitere Digitalisierung von Team Plagemann nehme und die Suche nach einem neuen Geschäftsgebäude vorantreibe.“
Ulrich Tietjen, Autohaus H. Tietjen KG aus Buxtehude
„Wir haben eine gute Auslastung in der Werkstatt. Man merkt, dass Qualität wieder mehr zählt. Probleme haben wir durch die weltweiten Lieferschwierigkeiten von Ersatzteilen und Fahrzeugen. Wenn ein Kunde bei uns ein neues Auto kauft, muss er zurzeit sehr lange darauf warten. Bisher sind unsere Kunden aber verständnisvoll.“
Simon Allers, Zimmerei-Dachdeckerei- Tischlerei Hinck aus Otterndorf
„Die Auftragslage ist sehr gut und ich erwarte, dass sie noch besser wird. Die Preissteigerungen werden noch zunehmen, sodass wir langfristiger planen müssen. Die Kalkulation ist etwas schwieriger geworden. Bisher haben wir aber das Material, das wir brauchten, bekommen. Nur die Lieferzeiten haben sich etwas verlängert.“
Anna Kirchgesner, Anna Kirchgesner Hairstylist aus Gifhorn
„Mein Betrieb wird gut von den Kunden angenommen. Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, uns in mehreren Bereichen weiterzubilden, damit wir die aktuellen Trends kennen und technisch auf dem neuesten Stand bleiben. Ich hoffe, dass sich die Corona-Lage verbessert und wir bald wieder normaler arbeiten können.“
Michael Lorenz, Isermann GmbH aus Kirchgellersen
„Das Fleischerhandwerk läuft gut. Wir schlachten selbst und haben viel investiert, um unseren Kunden gute Produkte zu bieten. Ich bin stolz auf meine Mitarbeitenden. Der Partyservice liegt aber brach. Problematisch sind die gestiegenen Preise für Energie und Rohstoffe sowie die Kosten für die Hygienemaßnahmen durch Corona.“