
Digitales LernenE-Learning Angebote der Handwerkskammer
Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie spielen digitale Lernangebote im Handwerk eine immer größere Rolle E-Learning bietet gegenüber dem klassischen Präsenzunterricht vor allem mehr Flexibilität: Die Teilnahme am Unterricht ist von jedem Ort mit Internetzugang möglich. Das spart Zeit und Kosten für lange Anfahrtswege und ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit mit dem Beruf und der Familie. Auch mit Blick auf die innerbetrieblichen Abläufe, lassen sich digitale Weiterbildungen in der Regel deutlich einfacher in den Arbeitsalltag integrieren. Beim digitalen Lernen geht es aber nicht nur um eine Verlagerung des Unterrichts in den virtuellen Raum. Auch der klassische Präsenzunterricht lässt sich durch den Einsatz digitaler Tools weiterentwickeln und bietet Lehrkräften wie Lehrgangsteilnehmenden somit verbesserte Lehr- und Lernmöglichkeiten.
Judith Kraus, Abteilungsleiterin Bildungsmarketing, gibt im Gespräch einen Ausblick, welche Chancen und Potenziale digitales Lernen bietet, für wen es sich eignet und welche Angebote die Handwerkskammer in diesem Bereich bietet.
Welche Vorteile bieten digitale Lernangebote?
Judith Kraus: Neben der Zeit- und Kostenersparnis, die gerade bei den mitunter langen Anfahrtswegen in unserem großen Kammerbezirk relevant ist, nutzen wir das digitale Lernmanagementsystem ILIAS, das viele weitere Vorteile bereithält: Es dient als Plattform, auf der sämtliche Unterrichtsmaterialien in digitaler Form bereitgestellt werden und bietet einen Raum, um sich mit den Lehrkräften und anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auszutauschen. Zusätzlich bieten wir hierüber verschiedene Selbstlernmodule an, die die Teilnehmenden zeitunabhängig in Eigenregie absolvieren können. Das bietet nochmal mehr Flexibilität und Unterstützung beim Lernen.
Aber auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bieten digitale Weiterbildungsangebote große Chancen. In der heutigen Zeit, in der das Thema Weiterbildung einen wichtigen Baustein mit Blick auf die Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung darstellt, können Betriebe diesen Anforderungen leichter nachkommen: Die Teilnahme an digitalen Kursen erfolgt in der Regel berufsbegleitend, also parallel zur eigentlichen Arbeit, und nimmt dank des Wegfalls der Anfahrtswege auch deutlich weniger Zeit in Anspruch. Unterm Strich bedeutet das für den Betrieb weniger Fehlzeiten bei gleichzeitig motivierten und qualifizierten Mitarbeitenden.
Im Handwerk spielt das praktische Arbeiten eine sehr wichtige Rolle. Wie lassen sich praktische Inhalte digital vermitteln?
Judith Kraus: Im Bereich des E-Learnings gibt es verschiedene Lernformen: Neben unseren Online-Kursen, die ausschließlich digital stattfinden, bieten wir mit unseren Blended Learning Kursen auch eine moderne, hybride Lernform an, die die Vorteile aus beiden Lernwelten – Digital- und Präsenzunterricht – miteinander kombiniert. Bei Blended Learning findet der Großteil des Unterrichts zu festen Zeiten im digitalen Klassenzimmer statt. Um die Lehrgangsabschnitte abzurunden und die Praxisteile zu unterrichten, finden meist alle sechs bis acht Wochen einzelne Präsenztage oder auch Präsenzwochen in den Werkstätten unserer Technologiezentren statt. Wir legen also im digitalen Unterricht die theoretischen Grundlagen und vertiefen diese dann in unseren Praxisphasen in den Werkstätten.
Das heißt, es können beispielsweise auch Meistervorbereitungskurse in digitaler Form besucht werden?
Judith Kraus: Auf jeden Fall! Ende August ist unser erster hybrider Meistervorbereitungslehrgang im Elektrohandwerk gestartet und ab 2024 möchten wir einen Meistervorbereitungslehrgang in diesem Format im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk durchführen. Dabei ist mir wichtig zu betonen, dass wir nicht einfach nur den Unterricht ins Digitale verlagern. Wir erarbeiten zusammen mit unserer Medienpädagogin Ricarda Heil und Frank Goeke als IT-Fachkraft sowie den Lehrkräften ein individuelles Unterrichtskonzept. Dabei liegt der Fokus auf der zielgruppen- und mediengerechten Aufbereitung der Inhalte. Um unsere Lehrkräfte bei dieser Transformation bestmöglich zu unterstützen, führen wir entsprechende Weiterbildungen in den Bereichen Methodik und Didaktik durch, damit schließlich alle fit für den digitalen Unterricht sind.
Wie wird sich das Thema digitales Lernen in der Handwerkskammer weiterentwickeln?
Judith Kraus: Auf der einen Seite werden wir unsere digitalen Angebote im Fort- und Weiterbildungsbereich weiter ausbauen. Auf der anderen Seite werden wir den Einsatz digitaler Tools im Präsenzunterricht weiterentwickeln. Beispiele hierfür sind die Nutzung von VR-Brillen, die Einführung digitaler Klassenbücher oder die Bereitstellung der Skripte als beschreibbare PDF-Dateien.