Studium oder Handwerksberuf

Interview mit Interview mit Dominik Bogenschneider zum Thema Studium oder Handwerksberuf

Symbolbild: Praktikum im Handwerk
hannesharnack.de - Hannes Harnack

Herr Bogenschneider, viele Menschen, die studiert haben, entscheiden sich schließlich doch für eine Karriere im Handwerk – entweder als Quereinsteiger oder als Rückkehrer nach einer Ausbildung. Welche Gründe sehen Sie dafür?

Dominik Bogenschneider: Viele Akademiker, die ursprünglich eine handwerkliche Ausbildung gemacht haben, merken während oder nach ihrem Studium, dass sie den praktischen Bezug und die greifbaren Ergebnisse ihrer Arbeit vermissen. Im Handwerk haben sie kreativ und handfest gearbeitet – oft mit direktem Kundenkontakt. Das fehlt auf einmal. Auf der anderen Seite gibt es die Quereinsteiger, die erst nach dem Studium das Handwerk für sich entdecken. Sie sehen darin eine erfüllende Alternative zu klassischen akademischen Laufbahnen und wollen mehr Praxis und weniger Theorie.

Welche Herausforderungen gibt es, wenn Akademiker ins Handwerk wechseln – sowohl für sie selbst als auch für die Betriebe?

Bogenschneider: Für Quereinsteiger ist die größte Herausforderung sicherlich der Erwerb praktischer handwerklicher Fähigkeiten. Ein Studium vermittelt in der Regel kein praktisches Können, sodass viele erst eine fundierte handwerkliche Ausbildung nachholen müssen. Bei Rückkehrern mit handwerklicher Ausbildung sind die Herausforderungen anders gelagert. Sie müssen sich nach ihrem Studium oft wieder in die praktische Arbeit einfinden und ihre handwerklichen Fähigkeiten auffrischen. Zudem kann es eine Umstellung sein, von theoretischer Arbeit an der Universität zurück in den oft körperlich anspruchsvolleren Handwerksalltag zu wechseln. Für Betriebe ist es wichtig, sowohl die Quereinsteiger als auch die Rückkehrer gezielt zu integrieren und sich auf ihre Sicht der Dinge einzulassen.

Wie reagieren Betriebe darauf? Werden Akademiker, die ins Handwerk zurückkehren oder neu einsteigen, als Bereicherung gesehen oder gibt es Vorbehalte?

Bogenschneider: Die Reaktionen sind gemischt. Einerseits sehen viele Handwerksbetriebe die Vorteile: Akademiker bringen oft neue Ideen mit, sei es in der Betriebsführung, im Marketing oder in der Digitalisierung. Besonders Rückkehrer mit handwerklicher Ausbildung sind für Betriebe attraktiv, weil sie sowohl praktische Erfahrung als auch akademisches Wissen mitbringen. Andererseits gibt es auch Vorbehalte, insbesondere wenn der akademische Hintergrund wenig Bezug zur handwerklichen Praxis hat. Manche Betriebe befürchten, dass Quereinsteiger die Anforderungen unterschätzen oder Schwierigkeiten haben, sich in die betrieblichen Abläufe und in das Team einzugliedern. Hier ist es wichtig, durch gezielte Einarbeitung und Vorbereitung den Einstieg zu erleichtern.

Welche spezifischen Stärken bringen Akademiker mit, die für die Führung eines Handwerksbetriebs von Vorteil sein können?

Bogenschneider: Ein Studium vermittelt oft betriebswirtschaftliche, analytische, kommunikative und strategische Fähigkeiten – das kann für die Führung eines Handwerksbetriebs sehr wertvoll sein. Besonders Rückkehrer, die nach ihrer Ausbildung ein Studium absolviert haben, kombinieren diese theoretischen Kenntnisse mit praktischer Erfahrung und können dadurch sehr nützlich für einen Betrieb werden und vielleicht sogar einmal den Betrieb übernehmen oder einen neuen gründen. Gerade wenn es um die Gründung oder Übernahme eines Handwerksbetriebs geht, kann diese Kombination aus Theorie und Praxis ein großer Vorteil sein.

Kontakt

Dominik Bogenschneider

Stv. Geschäftsbereichsleiter Berufliche Bildung (komm.) / Abteilungsleiter Prüfungswesen und Anerkennungsverfahren

Dahlenburger Landstraße 62

21337 Lüneburg

Tel. 04131 712-129

bogenschneider--at--hwk-bls.de